Ich war frustriert. Ich hatte meinen Aushilfsjob als Kellnerin verloren, weil der Laden, in dem ich gearbeitet hatte, dicht machte. Ich war sauer. Als ich heute auf dem Hof ankam, kickte ich wütend einen Stein vor mich hin. Er prallte gegen einen Eimer, und die gescheckte Katze, die darauf gesessen hatte, machte sich eiligst aus dem Staub. "Schlechte Laune.?", Finn streckte seinen Kopf aus dem Stall. Ich nickte und trat zu Flo in die Box. Ich verlas ihre Mähne, sobald ich drin war, um mich zu beruhigen. "Hab meinen Job verloren.", meinte ich nach einer Weile erklärend zu Finn. "Autsch.", Finn lehnte sich gegen Flos Box, "Kannst doch bei uns auf dem Hof anfangen. Du weißt selber dass die Schulfperde zu wenig Pfleger haben." Ich dachte nach. Eigentlich keine schlechte Idee. "Du hast Recht. Gar nicht mal so übel. Ich werd nachher mit Jill drüber reden." "Was reden.?", Jill stand urplötzlich auch im Stall. Ich zuckte kurz zusammen, ihr Auftauchen war so überraschend. "Finn meinte, ihr habt Jobs zu vergeben. Die Schulpferde könnten zum Beispiel öfters mal beritten werden.", erklärte ich ihr schließlich. Mit dem Finger spielte ich verlegen in Flos Mähne herum. "Klar. Du meinst Schulpferdepfleger. Suchen wir immer. Hast du Interesse.? Bist ja jetzt schon eine Weile hier auf dem Hof. Wäre keine Frage, ob wir dich nehmen würden.", Jill lächelte. Ich freute mich. Meine Laune besserte sich sichtlich: "Jap, ich habe Interesse.Was für eine Frage." "Okay, das ist super. Weißt du was, wenn du mit Flo fertig bist, kommst du einfach rüber ins Büro, dann können wir den Vertrag fertig machen. Ich geh ihn schon mal vorbereiten. Du müsstest dir ein Schulpferd zum Pflegen aussuchen.", Jill freute sich auch, dass sie jemand Neues einstellen konnte. In meinem Kopf formte sich eine Idee. Aber ich wollte sie nicht vor Finn ausplaudern. Wenn es schief ging, wäre es mir zu peinlich. Dafür freute ich mich schon auf sein Gesicht nachher. "Kann ich das nachher entscheiden, wenn ich zu dir komme.? Wollte dich noch was fragen.", meinte ich zu Jill. Sie nickte: "Kein Problem. Also dann bis nachher. Freut mich.", sie zwinkerte mir zu und ging aus dem Stall. "Herzlichen Glückwunsch.", grinste Finn, "Jetzt bist du meine Kollegin." "Wer hätte das gedacht.", ich lachte und führte Flo aus ihrer Box. Ich putzte sie gründlich, aber Reiten wollte ich heute irgendwie nicht. Stattdessen ging ich mit Flo in die Reithalle, nachdem ich überprüft hatte, dass drinnen kein Betrieb war, ging ich mit ihr hinein und ließ sie laufen. Zuerst trabte Flo einige Meter von mir weg, die Nase am Boden und schnupperte, bis sie eine schöne Stelle hatte. Dann ließ sie sich mit einem Schnaufer fallen und wälzte sich ausgiebig. Ich fragte mich, wieso ich sie überhaupt geputzt hatte. Flo stand mit einem Ruck wieder auf, schüttelte sich und sah mich an nach dem Motto "Was jetzt". Ich rannte einige Schritte auf sie zu und rief: "Ab mit dir. Bisschen rennen. Los.!" Flo machte auf der Stelle kehrt und galoppierte buckelnd in die andere Richtung. Ich lief ihr nach, sodass sie in Bewegung blieb. Ich wartete, bis sie in den Trab durchparierte, dann ließ ich sie laufen. Nach einer Weile scheuchte ich sie wieder in den Galopp, bis sie einigermaßen ausgepowert war. Flo kam schnaufend zum Stehen und sah mich wieder mit einem fragenden Blick an. "Fertig.?", fragte ich sie, klopfte ihr den Hals und führte sie zurück in den Stall. Wieder putzte ich sie, kontrollierte die Hufe, dann stellte ich sie zurück in ihre Box. Finn mühte sich währenddessen mit James ab, der sich nicht Halftern lassen wollte. "Bis gleich.", meinte ich nur lachend. James war einfach zu knuffig. Jetzt machte ich mich auf den Weg zu Jill. Ich hatte ein leichtes Kribbeln im Bauch, als ich den Vertrag unterschrieben hatte. Schließlich veröffentlichte ich Jill, dass ich Maja als Pflegepferd wollte, ihre Reaktion: sie sah mich sichtlich überrascht an. "Nicht Flower.?", ungläubig sah sie mir in die Augen. Ich spielte an meinen Nägeln herum: "Nein. Nun ja. Die Sache ist so...." Nach etwa einer halben Stunde kehrte ich über's ganze Gesicht grinsend zurück in den Stall zu Flo - und zu Finn. "Und, wie war's.", fragte er neugierig. "Super, ja.", ich streckte Flo eine Möhre entgegen, "Du hast den neuen Besitzer dieses wundervollen Pferdes vor dir." "Was.?", Finn lachte, "Du meinst Pfleger." Ich schüttelte den Kopf: "Hast schon richtig gehört." Sein Gesichtsausdruck war sehr amüsant. Genauso wie ich es mir vorhin ausgemalt hatte. Dann meinte er: "Okay, im Prinzip war es ja klar, dass es soweit kommen musste. Hat Jill also eine Ausnahme gemacht.?" Ich nickte: "Voll nett, findest du nicht.?" - "So ist Jill nun mal." - "Und Maja ist mein Pflegepferd." "Auch absehbar.", kommentierte Finn. "Heee du sollst nicht so frech sein.", ich bewarf Finn mit einem Rest der Möhre, die ich Flo gegeben hatte. "Wer ist hier frech.", schmipfte Finn lachend und verschwand in Carlos Box. "Leider wird Flo jetzt auch in einen anderen Stall umziehen müssen.", sagte ich, "Aber wenn ich bei Maja bin komm ich ja trotzdem noch in deinem Revier vorbei." "Ach, die paar Meter rüber in den anderen Stall werde ich überleben", kam es aus Carlos Box. Ich drehte mich wieder zu Flo um und schaute ihr zufrieden in die Augen. Der Tag hatte so grässlich begonnen, und endete so schön wie keiner zuvor. Mir egal, was meine Eltern dazu sagen würden. Das Geld hatte ich mir mühsam von meinem damaligen Job zusammengespart gehabt. Und jetzt hatte ich etwas, wofür es sich lohnte, es auszugeben. "Du bist meins.", raunte ich ihr ins Ohr und war überglücklich.