Regen. Absolut nicht mein Wetter. Von der Bushaltestelle bis zum Hof war es ein gutes Stück zu Fuß - und ich hatte keinen Schirm. Ich setzte mir die Reitkappe auf, um wenigstens ein wenig trocken zu bleiben. Meine Laune war im Keller. Am Hof angekommen schnappte ich mir Flowers Abschwitzdecke und floh ins Reiterstüble. In die Decke gewickelt und nach einem heißen Kakao war meine Laune wieder etwas besser. Ich stapfte zurück in den Stall, es war kalt, und legte die Decke auf einen Heuballen neben Flowers Box in der Stallgasse. Danach ging ich in ihre Box und wurde neugierig begutachtet. Sie schnupperte interessiert an meinen Taschen. Ich musste lächeln. "Da hast du was.", ich zog ein Leckerli aus der Tasche. Genüsslich zerkaute sie es, während ich sie am Halfter aus der Box zog und in der Gasse anband. Putzen und satteln, diesmal nahm ich den Dressursattel. Ich legte vorerst eine Decke über, bis Flower warm wäre. Dann führte ich sie zur Reithalle. Zwei andere Reiter waren in der Halle. Der Regen prasselte laut auf das Wellblechdach. Das hatte ich schon immer gehasst. Dieses Geräusch. Ich stieg auf und ließ Flower auf dem zweiten Hufschlag im Schritt laufen, um die anderen Reiter nicht zu behindern. Nach zehn Minuten gurtete ich nach und hängte die Decke über das Tor. Dann ließ ich Flower antraben. Leichttraben, ganze Bahn und Zirkel, dann Handwechsel. Heute war sie zügig unterwegs. Nachdem sie eine Weile im Trab gelaufen war, machte ich aus dem Zirkel Wechsel, saß aus, nahm die Zügel kürzer und galoppierte an. Flower streckte sich und machte große Schritte. Schließlich wieder Trab, Handwechsel und auf der anderen Hand Galopp. Dann fing ich an mit ihr zu arbeiten. Ich ritt einige verschiedene Schlangenlinien, Kehrtvolten und ließ sie halten. Vorhandwendung und aus dem Schritt angaloppieren. Dann wieder Trab und durch die Länge der Bahn Wechsel. Ein wenig Rückwärtsrichten noch und dann ließ ich es gut sein. Schließlich wollte ich auch nicht schon wieder mit einem elenden Muskelkater enden. Die anderen beiden Reiter hatten inzwischen nacheinander die Halle verlassen. Ich war alleine und ließ Flower noch einmal solange galoppieren bis sie nicht mehr konnte und von allein in den Trab fiel. Die Zügel waren lang und schließlich waren wir wieder im Schritt. Ich ließ sie noch einige Runden drehen, dann stieg ich ab und führte sie zum Tor, wo ihre Decke noch hing. Irgendwie war mir schon klar gewesen, dass Finn dort war. Aber diesmal nicht alleine. Der Junge von gestern war dabei, Torben. "Hallöchen.", zwinkerte Finn mir zu. "Heyy.", antwortete ich. Torben stieß Finn in die Seite. Finn stieß zurück: "Ja, Torben kennst du ja jetzt schon." Ich nickte: "Könnt ihr mir mal eben helfen.? Ich kann Flower nicht allein in der Halle lassen.." Ich sattelte sie ab, während Finn sie festhielt, dann nahm er ihr die Trense ab und ließ sie laufen, weil die Halle gerade auch frei war. Torben wurde beauftragt Sattel und Zaumzeug aufzuräumen und Flowers Halfter zu holen. Währenddessen schauten ich und Finn Flower beim Wälzen zu. "Hat sie sich verdient.", meinte ich. Nachdem Torben wieder da war und Flower genug hatte, kam sie uns gemütlich entgegen und ließ sich aus der Halle führen. Finn trug ihre Decke. Torben verschwand in einem der anderen Ställe. Im Stall bürstete ich den Sand grob aus Flowers Fell und Finn kratzte ihr die Hufe aus. "Hast du eigentlich schon wieder nichts zu tun.?", lachte ich, "Irgendwie lauerst du mir auf hab ich das Gefühl." Finn räumte den Hufkratzer in die Putzkiste und grinste: "Gruselig.?" "Ein wenig.", antwortete ich schmunzelnd. Ich rieb Flower ein wenig mit Stroh ab, zupfte einige Halme aus Flowers Abschwitzdecke und legte sie ihr über. Finn hatte derweil die Gasse gekehrt. "Tchau Flo", verabschiedete ich Flower in ihre Box. "Flo.? Verteilst du jetzt schon Spitznamen.?", grinste Finn. "Sei froh dass ich dir keinen gebe.", drohte ich Finn spaßeshalber.