Seit Benni das Missgeschick passiert war, wich er nicht mehr von meiner Seite. Meistens dauerte es nicht lange bis er mich irgendwo am Hof entdeckte um mich dann mit Fragen zu löchern. Heute jedoch schien er mich entweder nicht finden zu können oder vielleicht hatte er heute ja auch seinen freien Tag.
Ich ging über den Hof und bemerkte den frischen Schnee erst, als ich auf der Eisplatte, die sich darunter gebildet hatte, fast ausgerutscht wäre. Eigentlich mochte ich Schnee ganz gerne, am liebsten hatte ich Tage an denen die Sonne heraus kam und das weiße Pulver in eine glitzernde Schicht verwandelte. Ich schlenderte zu Sanjos Stall und zu meiner Erleichterung stand heute keine Stute neben ihm. Bereits als ich mit seinem Halfter die Box betrat, merkte ich deutlich seine verbesserte Stimmung. Er schien sich von dem Abenteuer erholt zu haben und wieder gut gelaunt zu sein. Ich halfterte ihn auf und band Sanjo draußen an, schließlich war das Wetter endlich mal wieder etwas schöner. Ich holte die Putzbox und begann mit dem Hufeauskratzen. Sanjo war brav und wirkte sehr entspannt. Heute war er etwas schmutziger als sonst. Mit dem Striegel massierte ich den getrockneten Matsch heraus und bürstete das Fell anschließend mit der Kardätsche glänzend. Jetzt strahlte der Hengst richtig und sah sehr prächtig aus. Ich holte das Sattelzeug und räumte die Putzkiste gleich weg. Ich legte den Sattel auf und rutschte ihn in die richtige Position, dann trenste ich noch auf und wir waren startklar. Noch schnell angegurtet und es konnte losgehen.
Im Schnee war ich mit Sanjo noch nicht gewesen, aber es lag nur eine dünne Schicht auf dem Reitplatz und der Sand darunter war nicht gefroren, also konnten wir durchaus draußen arbeiten. Am Reitplatz angekommen gurtete ich zunächst nach und stellte die Seigbügel ein. Ich stieg auf und begann Sanjo warmzureiten. Er streckte sich lang und schnaubte ab, ich nahm die Zügel langsam auf und stellte ihn schön. Er war heute leichtrittig und trat von selbst an den Zügel heran. Da er ja bekanntlich nicht der fleißigste war versuchte ich ihn im Trab schön fleißig zu bekommen indem ich viel leicht trabte und die Zügel ab und an lang ließ. Er nahm gut an Tempo auf und hielt es ziemlich gut. Nach einigen Handwechseln war er jetzt schön wach und wir begannen mit der Galopparbeit. Zunächst überwiegend ganze Bahn und Zirkel um das Tempo nicht zu verlieren, dann auch Galoppvolten und Schlangenlinien. Ich wechselte die Hand und wiederholte die Lektionen. Sanjo hatte heute ganz schön zu tun. Wir machten eine kleine Pause im Leichttraben und setzten dann die Arbeit fort. Ich wollte heute mal etwas versuchen. Ich suchte mir einen Zirkel und ritt durch den Zirkel wechseln. Außen auf dem Zirkel galoppierten wir, während des Wechselns trabten wir und kurz bevor wir auf die Zirkelbahn abbogen galoppierte ich ihn an. Zu Beginn sprang er manchmal falsch an aber nach einigen Versuchen fanden wir unseren Rhythmus. Es klappte gut und Sanjo war aufmerksamer wie selten zuvor. Diese Übung machten wir noch auf der anderen Hand, dann waren wir fertig. Sanjo war ziemlich fertig und hatte viel geschwitzt, weshalb ich ihn länger als sonst trocken ritt. Am langen Zügel streckte er sich genüsslich, kaute und schnaubte ab. Als er ein bisschen trockener war stieg ich ab und führte ihn zurück zum Stall.
Dort angekommen sattelte ich ab und warf Sanjo seine Abschwitzdecke über, denn unter dem langen und dichten Winterfell war er klatschnass geschwitzt. Ich brachte ihn in seine Box und gab ihm noch halbe Äpfel und einige Karotten, die er sich durch seine gute Mitarbeit wirklich verdient hatte.
Ich ging ins Reiterstübchen und tratschte mit Jill und Kiki über unsere erfolgreiche Arbeit. Außerdem fragte ich Jill ob es nicht geschickter wäre Sanjo und einigen anderen Schulpferden, die viel bewegt wurden, eine Schur zu verpassen, damit sie nicht immer so sehr schwitzten und so lange brauchten bis sie wieder einigermaßen trocken waren. Während unseres Gepräches hatte ich nicht auf die Zeit geachtet und beeilte mich dann um zu Sanjo zu kommen.
Der stand ruhig in seiner Box und war sichtlich müde vom Training. Ich nahm die Abschwitzdecke runter, Sanjo war so gut wie trocken, deshalb ließ ich die Decke unten und hing diese am Deckenständer zum Trocknen auf. Dann verabschiedete ich mich von Sanjo und machte mich auf den Nachhauseweg.