Angelika hatte heute sehr viel zu tun und Benni kam einfach zu kurz. Er braucht einen großen Spatziergang und würde gerne ein Wurf spiel spielen. Danach muss er gekämmt und gefüttert werden.
Eigentlich hatte ich noch sehr viel mit den Vorbereitungen für Silvester zu tun, da ich dieses Jahr in meinem Freundeskreis die Gastgeberin für die alljährliche Feier spielen sollte und auch einige zum ersten Mal mein vor kurzem bezogenes Haus sehen würden, aber natürlich war ich früh aufgestanden und hatte mich um meine wunderschöne Stute Scarlet gekümmert. Nach unserem Erfolg bei den Winterspielen wollte ich das Training auf keinen Fall abreißen lassen und wir hatten uns etwas in der Dressur geübt. Vielleicht würden wir ja irgendwann auf einem externen Turnier starten können? Das hoffte ich jedenfalls sehr, als ich über den Hof lief und dabei auf die Leiterin des Tierheims traf. Angelika sah etwas gehetzt aus und ihre langen schwarzbraunen Haare sahen aus, als wäre sie schon mehrmals nervös mit den Händen hindurch gefahren. „Hallo Angelika“, grüßte ich sie. „Hast du noch viel zu tun?“ Auch sie grüßte mich hastig und fragte dann: „Bist du schon fertig mit Scarlet?“ Ich nickte schnell. „Hättest du Lust dich etwas um unseren Münsterländer Benni zu kümmern? Ich habe heute noch so viel zu tun und zu Hause muss ich auch noch unsere Feier vorbereiten…“ Natürlich sagte ich ihr zu, schließlich war es noch recht früh und auch die nette Angelika sollte ihren wohlverdienten Feierabend bekommen.
Zusammen gingen wir hinüber zum Tierheim, wo ich gleich zu Bennis Zwinger lief. „Gehe mit ihm am besten eine große Runde und kämme und füttere ihn danach. Der Futterplan hängt ja hier. Ach ja, Benni spielt gerne Wurfspiele.“ Dann wuselte die Tierheimleiterin auch schon davon und widmete sich einer anderen Aufgabe. Benni hingegen war ganz begeistert von meiner Anwesenheit und sprang sofort ans Gitter und wedelte erfreut mit der Rute. „Na dann wollen wir mal Spazieren gehen“, sagte ich und nahm das Geschirr und die Leine des Rüden von einem Haken neben seinem Zwinger. Vorsichtig öffnete ich die Tür und schlüpfte hinein, sodass Benni nicht hinaus konnte und musste den Münsterländer dann erst einmal zur Ruhe bringen. Erst wollte er mich anspringen, was ich aber mit einem konsequenten ‚Nein‘ unterband. Ich stellte mich selbstbewusst vor ihm hin, gab ihm ein Zeichen und sagte: „Sitz.“ Schon saß Benni und ich lobte ihn sehr, musste ihn dann aber noch einmal mit einem „Bleib“ daran erinnern, was er tun sollte, denn er wollte sich schon mit den Hinterbeinen wieder leicht erheben. Problemlos ließ er sich das Geschirr anlegen und dann konnte es auch schon losgehen.
Fröhlich wedelnd und manchmal etwas an der Leine ziehend lief Benni mit mir zusammen Richtung Wald. Von der Leine lassen durfte ich ihn ja nicht, da er nicht an mich gewöhnt war und vielleicht nicht auf mich hören würde, aber ich hatte extra die lange Laufleine gewählt, damit er noch etwas Spielraum hatte. Das Wetter war nasskalt, aber es machte trotzdem Spaß mit dem fröhlichen Rüden den Feldweg entlang zu marschieren und ich fragte mich, wie es wohl war, wenn man einen eigenen Hund besaß. Dann konnte man ihn vielleicht auch laufen lassen oder ich könnte ihn mit an den Stall nehmen und er würde auf Ausritten mit Scarlet neben mir her trotten. Lächelnd schwebte ich ihn schönen Vorstellungen vom eigenen Hund und kam dann zu dem Schluss, dass ich noch etwas warten wollte, schließlich hatte ich mir erst ein Pferd gekauft und war in das schöne Reihenhaus mit dem roten Dach gezogen. Inzwischen hatten wir den Wald erreicht und Benni schnupperte aufgeregt herum, manchmal markierte er auch bestimmte Bäume, an denen er besonders lange geschnüffelt hatte. „Steckst du dein Revier ab?“ lachte ich und Benni sah mich an, als wollte er sagen: „Lach nicht, das ist eine ernste Angelegenheit.“ Er war wirklich süß, aber langhaarige Hunde machten sicher viel mehr Arbeit, wenn sie schmutzig vom Spaziergang kamen und könnten die Wohnung noch leichter schmutzig machen, als ein Hund mit kurzem Fell, das wollte ich dann doch nicht. „Du findest sicher bald eine tolle Familie, du bist so lieb“, sagte ich sanft zu Benni, der dies wohl ebenfalls zu hoffen schien. So kam es mir jedenfalls vor.
Nach unserem ausgiebigen Spaziergang wollte ich Benni, der noch nicht müde schien, noch etwas mit einem Wurfspiel beschäftigen und so brachte ich ihn auf den mit Gras bewachsenen Übungsplatz und wählte ein größeres Bällchen aus. Dieses warf ich für den begeisterten Münsterländer viele Male und immer wieder brachte er mir es sehr brav zurück, auch wenn er oft etwas aufgeregt und ungeduldig war und manchmal das Bällchen nicht mehr so leicht hergeben wollte. Ein deutliches „Aus“ verstand aber auch er und ich konnte beruhigt weiter mit ihm spielen. Ich warf nicht immer nur gerade nach vorne, sondern täuschte auch mal an, oder warf es über die Schulter, sodass Benni sehr aufmerksam sein musste, wenn er es immer fangen wollte. Manchmal hob er es vom Boden auf, warf ich aber recht gerade schnappte er es sogar aus der Luft. Vielleicht war er ein toller Hund fürs Discdogging? Die Frisbee Scheibe würde er sicher genau so begeistert verfolgen. Immer wieder lobte ich Benni fürs schnelle Fangen und auch fürs zurückbringen und wir spielten noch eine längere Zeit, bis der braun weiße langsam müde wurde.
Ganz brav ließ sich Benni dann zurück in seinen Zwinger bringen, wo ich ihn mit einem Handtuch die Pfötchen abputzte und ihn dann kämmte. Langsam fuhr ich durch das leicht lockige Fell und beruhigte Benni immer wieder, da er am liebsten wohl herumgelaufen wäre anstatt still zu halten und darauf zu warten bis ich fertig wurde. „Ich weiß schon, warum ich keinen langhaarigen Hund möchte“, lachte ich, streichelte Benni aber liebevoll, bevor ich die Bürste wegbrachte und sein Futter holte. „Hier hast du was Leckeres“, sagte ich zu Benni, der schon wedelnd auf mich wartete und sofort zu fressen begann. Aufmerksam beobachtete ich ihn, um dann die Schale gleich mit aus dem Zwinger zu nehmen, als er fertig geworden war. „Bis bald“, verabschiedete ich mich von ihm und streichelte noch einmal über sein weiches Fell, bevor ich ging.