Regen. Verfluchter Regen. Trotzdem erschien ich heute wieder mit Bonni auf dem Hof. Ich wollte mit Maja trainieren, wo sie doch letztens wieder schlechter mit ihrem Verhalten bezüglich des Zügels geworden war. Mit meinem Regenschirm bewaffnet machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Hof. Ich hörte über Kopfhörer Musik und hatte meine Hände in die Jackentasche gesteckt. Auch wenn es regnete, war es ziemlich warm. Bonni trottete mit hängendem Kopf neben mir her. Zum Glück hatten wir es nicht weit. Alsbald war ich wieder im Trockenen. Der vertraute Stallgeruch breitete ein wohliges Gefühl in mir aus. Bonni schüttelte sich und suchte sich ein bequemes Plätzchen in der Stallgasse. Ich schnalzte mit der Zunge und machte meinen Regenschirm zu. Majas Kopf erschien neugierig an der Boxentür. "Hallöchen.", meinte ich freundlich zu ihr und strich ihr über die Stirn. Heute war so ein entspannter Tag, keine Hektik, kein gar nichts.. Ich ging zu Maja in die Box und streichelte sie noch eine ganze Weile, bevor ich sie aus der Box holte und in der Gasse festband. Sie knabberte am Heu, das in der Stallgasse lag, während ich sie putzte. Ganz gemütlich ließ ich den Striegel über ihr Fell fahren. Ich verlas die Mähne und den Schweif, anschließend noch Hufe auskratzen und dann ging's ans Satteln. Ich befestigte diesmal auch Ausbinder für später. Schließlich hatten sie schon mal geholfen. Dann trat ich mit Maja an den Ausgang. Draußen schüttete es immernoch. "Auf, Bonni, komm", forderte ich meine Hündin auf, mitzukommen. Sie erhob sich und folgte mir und Maja. Ich wollte schnell in die Halle rüberkommen, also zog ich auffordernd an Majas Zügel, sodass ich joggen konnte und Maja neben mir hertrabte. Ich strich mir, an der Halle angekommen, eine nasse Strähne aus dem Gesicht und öffnete das Tor. Bonni huschte durch meine Beine in die Halle. "Nein, du kannst hier nicht rein.", tadelte ich sie. Ich schickte sie wieder vor das überdachte Tor, wo sie sich brav hinlegte, um zuzusehen und zu warten. Die Halle war heute leer. Ich gurtete nochmal nach, bevor ich aufsaß und Maja im Schritt loslaufen ließ. Vorerst ließ ich die Ausbinder wieder erstmal weg. Maja sollte lernen, dass sie auch ohne Ausbinder laufen durfte, solang sie keine Mätzchen anfing. Beim Führen mit Trense ließ sie es in letzter Zeit auch, nur beim Strick spinnte sie noch rum. Ich ritt meine Schrittrunden, bevor ich nochmal nachgurtete und antrabte. Maja schnaubte ein paar Male, ich sah zu Bonni rüber. Sie lag noch brav an ihrem Platz. Dann konzentrierte ich mich wieder auf Maja. Sie spielte mit den Ohren, ihr Gang ging federnd voran. Ich trabte leicht, öfters Zirkel, Volten und aus der Ecke kehrt, ich ritt die Ecken aus. Alles, dass ich Maja ordentlich biegen und stellen konnte. Sie wurde immer lockerer und lief losgelöster. Noch war sie konzentriert. Ich wartete nur darauf, dass irgendwas passierte, dass sie wieder aus dem Konzept kommen ließ. Mittlerweile wusste ich, wie sie tickte. Sobald ihre Aufmerksamkeit oder Konzentration gestört wurden, wurde ihr langweilig und sie startete ihre Zügelspielerei. Ich saß aus und nahm die Zügel kürzer, bevor ich angaloppierte. Maja galoppierte drei Runden ganze Bahn, sie hatte Spaß am Laufen - ich parierte durch, machte einen Handwechsel und galoppierte gleich wieder an, bis Maja einigermaßen ausgepowert war. Dann trabte ich weiter. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Bonni aufstand und nach rechts schaute. Angespannt stand sie da und wuffte. Majas Ohren schossen sofort in ihre Richtung und ihr Trabrhythmus wurde unregelmäßiger. Interessiert schaute sie, was Bonni gesehen hatte. "Na super.", seufzte ich. Bonni rannte los und stürzte sich auf Finn, der gerade über den Hof lief. Ich trieb Maja ermahnend weiter. Sie wandte ihren Kopf von Bonni ab und lief weiter. Doch schon zog sie ihren Kopf nach unten und mich zog es mit einem Ruck nach vorne. Dann zuckte sie mit dem Maul nach links und versuchte, den jetzt losen Zügel zu packen. Und wieder fing sie an, schräg zu laufen, achtete nicht mehr auf ihren Weg. "Nein.", murrte ich, setzte mich wieder richtig hin und versuchte Majas Kopf still zu halten. Vergeblich. Wieder zog sie mich nach vorne. "Nein, du musst das lernen.", ich hielt sie an und machte die Ausbinder rein. Ich trabte wieder an, schickte Maja wieder ordentlich auf den Hufschlag raus, hielt die Zügel straff und beschäftigte Maja mit Volten, Schlangenlinien und Schenkelweichen. Als ich merkte, dass sie anständig blieb, hielt ich wieder und löste die Ausbinder. "So, und jetzt bleib ruhig.", flüsterte ich und trabte wieder an. Ich hielt die Zügel weiterhin straff, Maja ging flüssig vorwärts und benahm sich. Mit dem Ergebnis wollte ich aufhören. Mit etwas positivem. Ich trabte noch ein wenig leicht, dann parierte ich durch und ritt sie im Schritt trocken. Lobend klopfte ich ihr den Hals und ließ die Zügel lang. "Mutierst du jetzt zum Pferdeflüsterer.?", kommentierte Finn das Treiben vom Hallentor aus. Er zog eine Augenbraue hoch. Neben ihm saß Bonni. "Jaja, hack du nur auf uns rum.", gab ich zurück. Ich stieg ab, klappte die Steigbügel hoch und lockerte den Bauchgurt, bevor ich mit Maja die Halle verließ. Der Regen hatte aufgehört. Komisch, heute war mir das Prasseln auf dem Dach der Halle gar nicht aufgefallen. Ich gab Finn einen Kuss zur Begrüßung, dann gingen wir gemeinsam zum Stall zurück, wo ich Maja absattelte, Hufe auskratze und noch ein wenig mit Stroh abrieb, bevor ich sie in ihre Box zurückstellte. Ein paar Möhren gab ich ihr noch zur Belohnung in den Trog, dann ging ich mit Finn rüber ins Reiterstübchen. Später wollte ich mich noch um Flower kümmern. Aber erstmal wollte ich ein bisschen Pause machen. Mit Majas Training heute war ich vollauf zufrieden.