Nach Stain gab es immernoch genug Verkaufspferde, die bewegt werden mussten. Ich hatte mich für Facade eingetragen und war nun auf dem Weg zu dem hübschen Palomino-Lusitano Hengst, Bonni wie immer an meiner Seite. Face stand dösend in seiner Box und scherte sich wenig um mich. "Duuu faules Ding, heut ist nichts mit Faulenzen.", warnte ich ihn lachend, als ich die Box öffnete. Face hob den Kopf, als er merkte, dass ich nicht an der Box vorbei lief, sondern reinkam. "Ja, hast schon richtig gehört.", ich halfterte ihn und führte ihn aus der Box. Schwerfällig trottete er hinter mir her. "Na, das kann ja lustig werden, ist heut nicht dein Tag oder wie.?", ich führte ihn nach draußen und band ihn dort an, bevor ich den Putzkasten holte. Bonni hatte sich in der Stallgasse auf den Boden gelegt und döste auch vor sich hin. Ich schaute sie grinsend an, während ich Face striegelte und meinte nur: "Ohje, ist heut offizieller Faulenz-Tag.?" Faces Fell schimmerte richtig schön im Licht. Ich holte Sattel und Trense und sattelte ihn, bevor ich mich auf den Weg zum Außenplatz machte. Bonni lief müde neben uns her. Nachgurten und aufsitzen, dann trieb ich Face auf den Hufschlag raus. Er ließ den Kopf hängen, trottete vor sich hin und hatte überhaupt keine Lust, in irgendeiner Art und Weise zu arbeiten. Ich trieb ihn weiter vorwärts, doch erreichte ich kaum was. Er blieb in seinem Bummeltempo. Nach einigen Schrittrunden sollte Face schließlich antraben. Ich musste ordentlich treiben, bis Face sich dazu überreden ließ, zu traben. Ich trabte leicht, ganze Bahn, dann auf den Zirkel. Er bog sich schön in den Kurven und lief auch die Ecken schön aus, doch wollte er nicht wirklich in ein Arbeitstempo kommen. Ich schnalzte mit der Zunge, um Face vielleicht doch noch etwas anzutreiben. Doch stieß ich auf taube Ohren, er wollte einfach nicht. Ich gab ihm mit dem übrigen Zügelende einen Klaps, Face schlug faul mit dem Schweif, doch machte er jetzt schneller. In ordentlichem Arbeitstrab ging er vorwärts. Ich nahm die Zügel kürzer und machte einen Handwechsel. Ich ritt an der nächsten langen Seite ein paar Schlangenlinien, dann saß ich aus und ging auf den Zirkel. Face galoppierte an, ganze Bahn und wieder Trab. Ich vergrößerte und verkleinerte ein Viereck. Face lief richtig gut, wenn er sich mal dazu durchringen konnte. Ich ließ ihn wieder angaloppieren und machte einen Handwechsel, dann noch einmal ganze Bahn einmal herum und durchparieren in den Trab. Ich ließ Face halten und richtete ihn ein paar Schritte rückwärts. Dann eine Hinterhandwende und wieder antraben. Face fiel wieder in sein Trödeltempo. Als ich ihm diesmal wieder mit dem Zügelende einen Klaps gab, machte er einen verärgerten Satz und blieb stehen. Ich konnte versuchen wie ich wollte, ihn vorwärts zu kriegen, Face machte dicht. "Nicht im Ernst oder.?", meinte ich genervt zu ihm. Doch Face war stur. Und wenn er keine Lust mehr hatte, hatte man verloren. Er bewegte sich eiskalt keinen Zentimeter mehr. Ich stieg ab und zog ihn hinter mir her: "Na gut, wenn du keine Lust mehr hast, kann ich dir auch nicht helfen. Ist wohl nicht dein Tag." Wir kehrten zum Stall zurück, Linda kam mir entgegen: "Schon zurück.?" "Face hat heute 'nen schlechten Tag.", erklärte ich. "Ouh.", meinte sie, "Ja, wenn der stur wird, kann man einpacken. Auch wenn er eigentlich ein ganz lieber ist." Ich sattelte Face ab und kratzte ihm die Hufe aus. Ich beschloss, ihn auf die Koppel zu bringen, damit er wenigstens da noch bisschen Auslauf hatte.