Als ich von meiner Wohnung zum Hof schlurfte, tröpfelte es ein wenig. Der Himmel war wolkenverhangen, ein Tag zum Trübsal blasen, aber ich war mir sicher, dass ich auf dem Hof ein wenig Abwechslung finden würde. Ich hatte einen Schirm dabei, der mir das Nass-Werden ersparte, und kickte einen kleinen Stein vor mir her. Der Hofstreuner verfolgte mich und maunzte mich an. Der Kater war nass und rieb sich an meinem Bein. "Na, willst du auch schnell wieder ins Trockene.?", fragte ich ihn und hob ihn auf meine Arme. Er schnurrte und schloss die Augen. Ich trug ihn mit zum Hof, während ich ihn mit der freien Hand hinter den Ohren kraulte. Ich setzte ihn, auf dem Hof angekommen, in der Stallgasse auf den Boden. Er sprang auf einen Heuballen und schmiegte sich ins Heu. Dann beobachtete er jede meiner Bewegungen. Flo war trotz des etwas unerfreulichen Wetters auf dem Paddock gestanden, hatte mich also wie immer kommen sehen und war in den Stall getrottet. Sie drückte mir ihre Schnauze erwartungsvoll entgegen. "Hallöchen, mein Kleines.", begrüßte ich sie, zerbrach eine Möhre in der Mitte und gab sie ihr. Flo kaute zufrieden, während ich ihr gedankenverloren mit den Fingern durch die Mähne strich. Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, jemand packte mich an der Hüfte und hob mich hoch. Ich wurde im Kreis gewirbelt. "Guten Morgen.", lachte Finn, "Du hättest dein Gesicht sehen sollen." Er stellte mich wieder auf den Boden und umarmte mich. "Ich hab doch gesagt, du sollst mich nicht immer so erschrecken.", schimpfte ich. Ich war wirklich viel zu schreckhaft. Finn zuckte mit den Schultern: "Ach, war wohl ein Versehen.", er zwinkerte mir zu, "Und, was steht heute an.?" "Erstmal wollte ich Flo ein bisschen bewegen. Dann Maja und eigentlich wollte ich heute mal im Tierheim vorbeischauen. Hatte ich Angi ja zugesagt.", antwortete ich. "Aaah.", Finn nickte, "Gute Sache. Dann wünsch ich dir mal viel Spaß. Wir sehen uns ja sicher nachher noch." Ich winkte ihm nach, als er aus dem Stall lief und holte schließlich Flo aus ihrer Box. Ich band sie in der Gasse an. Sie beäugte den Kater, der immernoch auf dem Heuballen saß, misstrauisch. "Der macht doch gar nichts.", versuchte ich sie zu beruhigen und schaute den Kater an. "Beweg dich ja nicht, sonst fliegst du raus.", drohte ich ihm mit erhobenem Zeigefinger und holte Flos Putzkoffer aus meinem Spind. Kater und Pferd sahen sich immernoch an, als ich zurück kam. Flo machte ihren Hals lang und beschnupperte den Kater neugierig. "Jaja, machst du dich mit ihm bekannt.", ich holte Striegel und Kardätsche aus dem Koffer, "Besser, als wenn du wieder durchdrehst. Das ist jetzt deine Privattherapie", lachte ich. Während ich Flo putzte, beobachtete ich die beiden aufmerksam, damit nicht doch irgendwas Dummes passierte. Aber es blieb bei Pferd beschnuppert Kater und Kater interessiert es nicht. Schließlich war ich fertig und konnte Satteln. Heute wollte ich mal was in Richtung Western wagen, was ich eigentlich ja sowieso total liebte. Ich schnappte mir den noch unbenutzten Sattel und legte ihn vorsichtig auf Flos Rücken. Sie drehte ihren Kopf und starrte das unbekannte Objekt an. "Jap, das ist dein neuer Westernsattel.", ich klopfte ihr den Hals und stellte Bauchgurt und Steigbügel neu ein. Anschließend musste ich auch die Westerntrense passend zu Flos Kopf einstellen. Sie kaute auf dem frischen Gebiss herum, während ich sie aus der Gasse führte. Wir liefen zusammen zur Halle, Anni und Linda waren gerade auch am Reiten. Wie immer auf Carlos und Chekers. "Tür frei.", rief ich in die Halle. Linda antwortete mir mit einem: "Ist frei.", und ich betrat mit Flo die Halle. "Heyy Mädels.", begrüßte ich dann die beiden lächelnd. Sie grüßten zurück und ich führte Flo in die Mitte der Halle. Dort gurtete ich nochmal nach und saß dann auf. Der Sattel war einfach nur übertrieben bequem. Ich liebte Westernsättel, jetzt wusste ich wieder warum. Ich nahm die Zügel auf und trieb Flo im Schritt auf den zweiten Hufschlag, um Linda und Anni nicht in die Quere zu kommen. Heute hatte Linda weniger Probleme mit Chekers, anstatt dass er überdreht war, schien er heute leicht gelangweilt und lustlos. Er versuchte so langsam wie möglich zu laufen und Linda musste sich ordentlich abrackern um ihn vorwärts zu bekommen. Anni und Carlos waren wie immer ein Traum. Er sah aus, als wollte er der ganzen Welt beweisen, dass er der Beste war. Und Anni lobte ihn auch ordentlich dafür. "Jetzt mischen wir den Dressurladen hier mal auf.", flüsterte ich Flo ins Ohr und musste grinsen. Als sie warm gelaufen war, forderte ich sie auf, zu traben und trieb sie raus auf den Hufschlag. Sie genoss es, nicht allzu am Zügel gehen zu müssen und machte sich lang. Ich trabte leicht, der Sattel war einfach so unglaublich angenehm. Ich ritt ganze Bahn, dann einen Zirkel und schließlich einen Handwechsel. Als Flo auch auf der anderen Hand einigermaßen genug getrabt war, ließ ich sie in der nächsten Ecke angaloppieren. Flo machte große, weite Schritte und streckte sich. Nach zwei ganzen Bahnen im Galopp parierte ich durch und machte einen Handwechsel, um dann auch auf der anderen Hand anzugaloppieren. Danach parierte ich wieder durch und gewährte Flo eine kurze Schrittpause, wozu ich wieder auf den zweiten Hufschlag auswich. Ich überlegte mir, was ich mit Flo trainieren wollte. Ich wusste ja schon grob was sie konnte. Also trabte ich wieder an, dann Galopp und ich ritt mit ihr auf den Zirkel. Ein Manöver im Reining waren die Zirkel. Zwei große, schnelle Zirkel und ein kleiner, langsamer. Hier war Speed Control die Übung. Die großen, schnellen Zirkel liefen super, dann versuchte ich Flo möglichst ohne bemerkbare Zügelhilfen zu einem langsameren Tempo zu bringen. Ich versuchte sie durch meinen Sitz und mit meiner Stimme zu bremsen. Flos Ohren konzentrierten sich auf meine Stimme und sie wurde langsamer, fiel aber leider nach dem halben Zirkel in den Trab. "War wohl zuviel des Guten.", dachte ich und machte einen Handwechsel. Der Wind brauste derweil um die Halle, ich mochte dieses bedrohliche Geräusch nicht. Ich schüttelte den Kopf und probierte es erneut. Flo galoppierte an und ich ritt auf den anderen Zirkel. Die schnellen Runden liefen wieder gut, dann versuchte ich sie wieder zu bremsen. Flo lauschte wieder meiner Stimme und verlangsamte den Galopp. Ab einem gewissen Punkt trieb ich sie wieder an, damit sie nicht in den Trab fiel. Ich war zufrieden und parierte durch, um ihr lobend den Hals zu klopfen. Ich gab ihr nochmal eine kurze Schrittpause, dann wieder Trab und Galopp. Ich ritt eine Acht und machte dann einen fliegenden Galoppwechsel. Flo verstand zwar, was ich im Prinzip von ihr wollte, galoppierte dabei aber nicht wirklich flach weiter, sondern legte immer einen seltsamen kleinen Hüpfer ein. Ich musste lachen und versuchte es erneut. Wieder dieser Hüpfer, Anni und Linda hatten zusammen eine Schrittpause eingelegt und mir zugesehen, jetzt fingen auch sie an zu lachen. "Sieht schon leicht komisch aus.", meinte Anni. Ich grinste und parierte durch. Ich übte schnelles Rückwärtsrichten, Flo ging zügig und auf einer schönen geraden Linie zurück. Wieder lobte ich sie und ließ sie aus dem Schritt angaloppieren. Ich wollte einen Roll Back probieren. Ich wusste, dass Flo einen konnte. Ich galoppierte auf der Mittellinie und bereitete mich vor. Ich gab Flo ein paar kleine Paraden, damit sie aufmerksamer wurde. Ihre Ohren lauschten wieder. Ich gab ihr die entsprechende Hilfe, setzte mich tief in den Sattel und Flo stoppte. Schon gab ich ihr zackig die nächste Hilfe zur Wendung, ich hielt beide Zügel nach rechts, in die Richtung die ich wollte und sie machte aus der Stoppbewegung einen Satz, drehte sich auf der Hinterhand. Jetzt trieb ich sie mit Becken und Schenkel weiter damit sie in der anderen Richtung weiter galoppierte. Sie hatte es gut gemacht, der einzige Mangel war, dass sie nicht in ihren vorher hinterlassenen Spuren zurücklief, sondern schräg lief. Ich lobte sie und parierte durch. "Das sieht doch schon eher nach Western aus.", rief Linda von Chekers aus herüber. Ich blödelte herum und machte eine gekünstelte Verbeugung. Dann mussten wir alle drei anfangen zu lachen. Für mich war es genug für heute. Ich wusste an was ich als nächstes mit Flo arbeiten würde. Ich trabte noch ein wenig leicht, dann ritt ich Flo im Schritt trocken, während ich mit Linda und Anni nebenher quatschte. Wir verließen gemeinsam die Halle, unsere Wege trennten sich am Stall, da ich mit Flo weiter musste zum anderen Stall. Der Himmel war unverändert, wolkenverhangen, die Sonne hatte quasi keine Chance durchzukommen. Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen. Ich stieg am Stall von Flos Rücken und führte sie hinein. Der Kater war immernoch da, aber er war auf seinem Platz auf dem Heuballen eingeschlafen. Als er die klappernden Hufe hörte, öffnete er ein Auge, beobachtete kurz die Situation und schlief dann weiter. Flo schaute wieder nervös zu ihm herüber, beruhigte sich aber, als er sich nicht rührte. Ich band sie in der Gasse an und sattelte sie ab. Nachdem ich das Gebiss ausgespült hatte, putzte ich sie nochmal grob und kratzte die Hufe aus. Ich beschloss ihr eine Decke überzulegen, da sie immernoch schwitzte und es draußen doch schon ein wenig windig war. "Warst heute richtig gut.", lobte ich sie nochmal und verabschiedete sie mit einem Leckerli in ihre Box. Flo stellte sich dösend auf ihren Paddock und der Wind fuhr ihr durch die Mähne.
Tipp: die Reitstunden die du nimmst, nach den ersten 5 Stunden erhöht sich die klasse in der du Unterricht nimmst ... Und dann kannste ja ein bisschen mehr, vergiss nicht das du dir noch Lektionen für die höhere Ausbildung übrig lassen musst ;)