Als ich heute den Stall der Schulpferde betrat, fiel sofort auf, dass ziemlich viele der Boxen leer waren. Es war ziemlich still. Carlos und Chekers waren noch im Stall, warum auch immer. Der Rest musste wohl auf der Koppel sein. "Guten Morgen.", wurde ich freundlich begrüßt. Es waren Anni und Linda, die beide einen Putzkoffer dabei hatten und mich anlächelten. "Heyy.", grüßte ich zurück. "Wir gehen reiten, kommst zu mir.?", fragte mich Linda schließlich. "Gern. Ich muss nur noch schnell Maja holen.", antwortete ich. Die beiden nickten. Jetzt wusste ich auch, warum Carlos und Chekers noch drin waren. Nun denn, ich stiefelte los zur Koppel. Mein Fuß war mittlerweile schon fast komplett wieder heile. Auf der Koppel war heute logischerweise ziemlich viel los, die Pferde standen in Grüppchen zusammen und grasten. Ich pfiff durch die Zähne, sofort schossen die Köpfe in die Höhe. James stand ziemlich nah am Koppeleingang und als ich die Koppel betrat, trottete er langsam, aber neugierig auf mich zu. "Ja, ich weiß schon. Wenn du was von einem willst, ist es immer das selbe.", ich grinste und reichte ihm ein Leckerli. Sofort verschlang er es. Die anderen Pferde bekamen natürlich Wind davon, dass es was zu Naschen gab und schauten in unsere Richtung. Ich hob Majas Halfter und Strick vom Boden auf und ging auf sie zu. James folgte mir auf Schritt und Tritt und stupste mich immer mal wieder von hinten an. "Wie ein Hund.", lachte ich und gab ihm noch eins. Maja blähte die Nüstern und machte ihren Hals lang, als ich bei ihr angekommen war. Sofort erkundete auch sie meine Taschen. "Na, Süße.", begrüßte ich sie und streichelte ihren Hals. James schnappte eifersüchtig nach ihr und Maja riss ihren Kopf nach oben. "Hee, kein Streit.", schimpfte ich mit James und versuchte ihn wegzuschieben. Aber natürlich, er kam wieder zurück. Ich halfterte Maja und führte sie von der Koppel. James klebte immernoch wie eine Fliege an mir. Ich passte auf, dass er sich nicht hinter Maja von der Koppel zwängen konnte und schloss den Eingang. Auf dem Weg zurück zum Hof lief er trotzdem noch ein Stück am Zaun entlang nebenher, bis er sich wieder dem Grasen widmete. Maja trottete ganz gelassen hinter mir her. Der Strick interessierte sie heute nicht. Wir erreichten den Hof und ich stellte Maja zu Carlos und Chekers dazu, die von Anni und Linda draußen am Putzplatz angebunden worden waren. "Da bist du ja.", sagte Anni und winkte mir mit ihrer Kardätsche über Carlos Rücken hinweg zu. Ich lachte und holte Majas Putzbox aus der Sattelkammer. Gemeinsam putzten wir nun die Pferde und begannen wieder ziemlich viel zu Schwätzen. Carlos döste ruhig vor sich hin, Chekers dagegen beäugte und beschnupperte Maja, die mal wieder mit ihren Mätzchen begonnen hatte. Sie zupfte am Strick und konnte einfach nicht still halten. "Solange sie sich nicht wieder los macht.", dachte ich, kontrollierte kurz den Knoten und putze weiter. Wir brauchten ziemlich lange für das Putzen, weil wir einfach die ganze Zeit zwischendurch aufhörten um uns gegenseitig was zu erzählen, aber irgendwann waren wir auch damit fertig und holten Sattel und Trense. Für Maja hatte ich auch wieder die Ausbinder dabei. Wir führten die Pferde quatschend zum großen Außenreitplatz und stiegen erst dort auf. Chekers war heute ein ziemliches Nervenbündel und lief lieber im Kreis um Linda, anstatt still zu stehen, damit sie aufsteigen konnte. Letztendlich hielt ich Chekers kurz für sie fest, damit sie hoch konnte. Dann gurtete ich kurz nach und stieg auch selbst auf. Wir ritten zu dritt ganze Bahnen, ich ließ Maja innen laufen, sie brauchte ihren Platz, weil sie mal wieder schräg lief, wenn sie versuchte den Zügel zu bekommen. Ich zog den Zügel ein wenig an was dazu führte dass Maja jetzt schon ihren Hals stärker bog, um den Zügel zu erwischen. Eigentlich war es gut, dass sie ihn bog, der Nachteil war, dass Maja nicht still hielt. Als wir lange genug im Schritt geritten waren, gurteten wir alle nach und verteilten uns ein wenig auf dem Platz, dann konnten wir antraben. Chekers war natürlich viel zu schnell unterwegs und Linda hatte ihre liebe Mühe, ihn zu bremsen. Er hatte den Kopf ziemlich weit nach oben gerissen und Linda hatte nicht viel Kontrolle. Carlos war, seitdem er kastriert war, viel umgänglicher geworden und benahm sich. Er war mit Anni im totalen Arbeitsfieber und versuchte bei seinen Schlangenlinien und Volten möglichst imposant zu wirken. Ich und Maja hatten heute auch einige Startschwierigkeiten. Majas Kopf war wieder überall, aber nicht bei der Sache. Sie spielte lieber "Fang-den-Zügel" und achtete nicht auf ihre Schritte. Sie stolperte über ihre eigenen Beine, verrenkte ihren Kopf und lief total scheps über die Bahn. Eine Weile versuchte ich noch, den Zügel unter Kontrolle zu bekommen und Maja zur Aufmerksamkeit zu bewegen, aber irgendwann verdrehte ich genervt die Augen und gab auf. Ich hielt an und machte den Ausbinder rein, dann ritt ich wieder an. Ich versuchte Majas Aufmerksamkeit durch kleine Paraden zu gewinnen, vorerst blieb ich nochmal im Schritt. Ich richtete sie rückwärts und versuchte ein paar Mal Vor- und Hinterhandwendungen. Maja konzentrierte sich durch die kleinen Übungen immer mehr auf mich. Ich lobte sie und trabte wieder an. Zwar musste ich Maja heute mehr vorwärts treiben als sonst, aber wenigstens konnte ich sie bei Laune halten. Dazu brauchte sie aber viele Übungen, die sie forderten. Ständig Paraden währenddessen, Schlangenlinien, Volten, Handwechsel und Halten. Ich glaubte fast sie kaute nur auf dem Zügel oder dem Strick, weil ihr langweilig war. Ich probierte es aus, hielt an und machte die Ausbinder raus. Dann ritt ich sofort im Arbeitstrab weiter und beschäftigte Maja mit Schenkelweichen. Wir vergrößerten ein Viereck, dann richtete ich sie gerade. Majas Ohren spielten und ihr Hals bog sich. Dann wieder verkleinern, Maja spitzte wieder die Ohren, als ich ihr die entsprechenden Hilfen gab. Ich ritt die Ecken sauber aus und ritt dann auf den nächsten Zirkel. Ich galoppierte Maja an und versuchte sie möglichst an den Zügel ranzukriegen, ohne dass sie ihn beknabberte. Ich hielt sie auf dem Zirkel, sodass sie sich schön biegen konnte. Majas Hinterhand arbeitete wieder auf Hochtouren. Damit konnte sie wirklich trumpfen, sie trat ordentlich unter und ihr Galopp wurde immer losgelassener. Ich war zufrieden, parierte durch und machte aus dem Zirkel Wechsel, um dann auf dem anderen Zirkel anzugaloppieren. Maja bog ihren Hals wieder schön und ritt einen ordentlichen Arbeitsgalopp, bis uns Chekers in die Quere kam. Linda war mit ihm angaloppiert, Chekers dagegen wollte immernoch schneller laufen als Linda und rannte quer über den Platz und mir in den Weg. Maja machte eine Vollbremse und riss den Kopf nach oben. "Tschuldigung.", nuschelte Linda und versuchte Chekers wieder auf den Hufschlag zu bekommen. "Passiert.", meinte ich und trieb Maja auch wieder vorwärts. Wir blieben jetzt beim Leichttraben. Ich war zufrieden mit Majas Leistung. Ich musste sie einfach nur genug beschäftigen. Schließlich parierte ich sie durch und ritt sie im Schritt trocken. Anni und Linda waren mittlerweile auch zum Ende gekommen und schlossen sich mir an. Wieder ritten wir nebeneinander her. Ich hatte die Zügel sehr lang gelassen, doch Maja war ausgelastet und interessierte sich nicht für den Zügel. Ich klopfte ihr lobend den Hals. Nur Chekers schien noch überdreht, als wir den Platz verließen. Wir ritten zusammen zum Stall zurück und banden die Pferde wieder draußen an, sattelten sie ab und kontrollierten kurz die Hufe. Dann liefen wir zusammen zur Koppel. Chekers tänzelte um Linda herum und wieherte den anderen Pferden auf der Koppel entgegen, die die Köpfe hoben und ihm teilweise antworteten. Sobald James uns entdeckt hatte kam er grummelnd zum Zaun getrabt. "Da habt ihr's.", meinte ich zu Anni und Linda, "Der könnte alles und jeden auffressen." Als wir die Pferde auf der Koppel frei ließen, rannte Chekers natürlich buckelnd im Galopp davon und drehte erstmal eine große Runde, bevor er zur Ruhe kam und das Gras beschnupperte. Maja ließ sich direkt vor uns auf den Boden fallen und wälzte sich erstmal ausgiebig. Sich schüttelnd stand sie wieder auf und trabte zu den anderen Pferden. Wie immer stand nur James vor uns und starrte uns an. "Du bist wirklich nervig, weißt du das.", lachte Linda und gab ihm ein Leckerli, bevor wir die Koppel wieder verließen. Zusammen kehrten wir zum Stall zurück, um dort ein wenig aufzuräumen.